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Gestaltungsbeiräte für die Qualitäten einer Stadt – Haan ist am Ball

11. Dezember 2016

Die Alte Pumpstation an der Duesseldorfer Strasse im Abendlicht. Foto: Jochen Siebel
Die Alte Pumpstation an der Duesseldorfer Strasse im Abendlicht. Foto: Jochen Siebel

Immer mehr Kommunen lassen sich beim Thema Stadtplanung, Stadtgestaltung kompetent beraten und berufen Architektenbeiräte, Planungs- oder wie sie am häufigsten genannt werden, Gestaltungsbeiräte. Jetzt hat auch die Stadt Haan ein solches Gremium. Christof Gemeiner, der Vorsitzende der BDA-Gruppe Bergisch-Land, findet das vorbildlich: „Dass eine vergleichsweise kleine Stadt wie Haan von sich aus Zeichen für die Qualität der Baukultur setzt, ist beachtlich. Hier haben Politik und Verwaltung erkannt, dass eine städtebauliche Planung in die Zukunft nur über Qualität geht.“

Zum Vorsitzenden hat der Gestaltungsbeirat in Haan Eckehard Wienstroer, Stadtplaner aus Neuss, gewählt. Auch die anderen sind bewusst nicht aus Haan: Professor Andrea Salgert (Architektin) aus Düsseldorf, Matthias Funk (Landschaftsarchitekt) aus Düsseldorf. Diese drei sind Mitglieder. Vertreter sind Stefan Krapp (Stadtplaner) von der RWTH Aachen und Stefan Strauss (Architekturhistoriker) aus Krefeld. „Jeder hat einen anderen Blickwinkel“, so Eckehard Wienstroer.

Ziel des Gestaltungsbeirates ist es, das Stadtbild (hier die Ortsteile Haan und Gruiten) gestalterisch zu verbessern, städtebauliche und architektonische Qualitäten auf hohem Niveau zu sichern, aber auch Fehlentwicklungen zu verhindern. Allerdings nicht flächendeckend. Nach der Geschäftsordnung des Beirates liegt das Hauptaugenmerk auf den besonders sensiblen Denkmalbereichen am Nachbarsberg, Haan-Stadtmitte und Gruiten-Dorf.

Die Alte Pumpstation der Wuppertaler Stadtwerke: hier ein Blick ins hochmoderne Büro-Innenleben. Foto: Jochen Siebel

Ein erstes Praxisbeispiel für das neue Gremium ist die Alte Pumpstation der Wuppertaler Stadtwerke an der Düsseldorfer Straße, die einen Anbau erhalten soll. Fünf Ingenieurbüros retteten den Industriebau aus dem Jahre 1894 und zogen mit ihren Büros ins restaurierte Gebäude mit 1000 Quadratmeter Fläche. Die sind jetzt schon zu klein, die Unternehmen wollen expandieren. Geplant ist ein Anbau auf der Südseite. Die Politik hat darüber schon beraten, die Bürger sind gefragt worden. Jetzt hat der neue Gestaltungsbeirat das Thema auf dem Tisch.

Mit mehr als 40 Gestaltungsbeiräten liegt Nordrhein-Westfalen im bundesweiten Vergleich an der Spitze, so die Architektenkammer NRW. Und Gestaltungsbeiräte in den Kommunen werden immer wichtiger. In Zeiten, in denen heute die meisten Bauprojekte nicht mehr aus Architekten-Wettbewerben, sondern aus Planungen von Investoren entstehen, bleibt anspruchsvolle Architektur nicht selten auf der Strecke. In solchen Fällen kann ein Gestaltungsbeirat helfen, die Diskussion über städtebauliche Qualität anzustoßen, aber auch das Bewusstsein für anspruchsvolle Architektur überhaupt erst einmal zu bilden. Immer mit dem Ziel einer zukünftigen werthaltigen gebauten Umwelt. Aktuell gibt es im Bergischen Land Diskussionen über Gestaltungsbeiräte in Hilden und Solingen.